Erste Hilfe am und im Wasser


Liegt die Wassertemperatur unter ca. 15°C ist die Unterkühlung, das Absinken der Körperkerntemperatur unter 35°C, die größte Gefahr beim Kentern. Faustregel: Pro Grad Wassertemperatur ist man 1 Minute aktionsfähig, danach lassen die Kräfte nach. Ein Neopren erhöht die Zeit bis zur Unterkühlung, ein dichter Trockenanzug mit entsprechender Unterbekleidung erhöht diese Zeit jedoch erheblich.

Die Unterkühlung wird in drei Stadien unterteilt:
• Stadium I – Körpertemperatur über 32° – Muskelzittern, bei Bewusstsein
• Stadium II – Körpertemperatur 32 bis 28° – kein Muskelzittern, eingeschränktes Bewusstsein
• Stadium III – Körpertemperatur unter 28° – kein Muskelzittern, bewusstlos

Als Afterdrop wird der weitere Abfall der Körpertemperatur nach Ende der Kälteexposition bezeichnet wenn sich kaltes Blut der Extremitäten und der Körperperipherie mit dem wärmeren Blut des Körperkerns (Herz, Lunge, lebenswichtige Organe) vermischt. Der Afterdrop kann verzögert einsetzen und mehrere Grad Celsius betragen. Bei einer starken Unterkühlung kann eine senkrechte Bergung, abrupte Lageveränderungen oder externe Erwärmung der Extremitäten des Verunfallten zu einem verstärkten Afterdrop und in weiterer Folge zu einem lebensbedrohlichen Rettungskollaps führen.

Die Hibler-Packung ist eine Maßnahme zur aktiven Wiedererwärmung des Körpers bei 30-34° Körperkerntemperatur.
Man platziert zwei Decken leicht überlappend auf dem Boden und über diese beiden Decken wird eine Rettungsdecke (Silber nach innen, Gold nach außen – sollte in keinem Erste-Hilfe-Set fehlen!) platziert. Als nächstes wird der Unterkühlte schonend in Rückenlage auf diese Konstruktion gelagert. Nasse Kleidung sollte zuvor entfernt werden. Bei der Lagerung bzw. dem Bewegen des Unterkühlten muss erheblich auf die Möglichkeit eines Rettungskollaps durch Afterdrop Rücksicht genommen werden.
Im nächsten Schritt wird ein Kleidungsstück, Handtuch oder ähnliches mit ca. 40° warmem Wasser befeuchtet (z.B. durch ein heißes Getränk aus einer Thermoskanne), zu einem Rechteck gefaltet, das die Größe des Rumpfes des Unterkühlten einnimmt und dann auf dem Oberkörper platziert. Um Verbrennungen zu vermeiden, sollte der feuchtwarme Gegenstand keinen direkten Körperkontakt haben (nasses Tuch gegebenenfalls in Plastiksackerl). Darüber folgt Kleidung über den Rumpf, aber nicht über Arme und Beine. Zuletzt werden alle Decken so eingeschlagen, dass nur das Gesicht/der Kopf frei bleibt. Falls vorhanden schützt eine Mütze den Kopf, da über ihn viel Wärme verloren geht.

Im Rahmen der Ersten Hilfe ist vor allem darauf zu achten, ob der Patient Kältezittern aufweist. Dieses tritt nur oberhalb einer Körpertemperatur von etwa 32°C auf und ist insofern ein gutes Zeichen. Trotzdem wiederholt Atmung und Puls prüfen und den Unterkühlten an einen trockenen windgeschützten Ort bringen. Der Schutz vor weiterer Auskühlung durch trockene warme Kleidung, Kopfbedeckung, Wolldecken, Schlafsack oder Rettungsdecke und ähnlichem steht im Vordergrund. Zur aktiven Erwärmung mit Wärmepackungen (z.B. ein in 40° warmes Wasser, getränktes, gefaltetes Tuch in Plastiktüte) auf Brust, Rumpf oder Bauch sind warme alkoholfreie, gezuckerte Getränke ebenso erlaubt wie eine warme Dusche oder ein warmes Bad.

Tief unterkühlte Verunglückte ohne Kältezittern sind stets bewusstseinsgetrübt bis tief bewusstlos. Notruf absetzen! Den Verunfallten zuerst im Wasser sichern, dann horizontal aus dem Wasser retten. Neben dem Schutz vor weiterer Auskühlung steht der unverzügliche rettungsdienstliche Transport in eine Klinik im Vordergrund. Sehr vorsichtig mit dem Unterkühlten umgehen, nur langsam erwärmen und Lageveränderungen aus der Horizontalen wegen der Gefahr des Afterdrop möglichst vermeiden. Aktive oder passive Bewegungen sind dringend zu unterlassen.

Es gibt einige Maßnahmen, die bei einer akuten Unterkühlung unbedingt unterbleiben sollten:
• einreiben mit Schnee, massieren, warmreiben
• Schocklage (Rückenlage mit erhöhten Beinen = Bergetod!)
• Medikamente
• Alkohol, Nikotin (führt zur Gefäßerweiterung in der Peripherie)
• warmes Duschen im Stehen
• dem Bewusstlosen Flüssigkeit geben (keine Schutzreflexe vorhanden)

Achtung! Bei älteren Personen kann ein Herzinfarkt durchaus die eigentliche Ursache eines Wasserunfalls sein. In diesem Fall sofort den Rettungsdienst alarmieren und die Person mit angehobenem Oberkörper lagern und beruhigen.

Bei Bewusstlosigkeit, Atemstillstand oder Kreislaufstillstand Helm und Schwimmweste entfernen und entsprechende Erste Hilfe Maßnahmen setzen:

Quellen: ig-opencanoe.chwikipedia.org, flexikon.doccheck.com

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert